Laut war es im Wald – Bericht Motorsägenkurs

Ein erfüllter Herbsttag sollte es werden, Theorieteil und Praxisteil unterbrochen durch eine Suppenpause.

Fast zwei Jahre haben wir auf den Kurs gewartet, nun hat er endlich stattgefunden. Kursleiter Andreas führte duch den Tag, der mit vielen Anekdoten gespickt wurde, um die vielen Inhalte möglichst blumig und anschaulich zu vermitteln. Allen in der Leser*innenschaft, die keinen Schimmer haben was eine Hobelzahnkette (kein Schmuck), ein Halbmeißelzahn (kein Zahnimplantat), eine Brustschneide (kein Chirurg*innenbesteck), Kettenteilung 3/8 P (keine Mathematikaufgabe), eine Bruchleiste (kein Leistenbruch!), die Fallkerbsohle (keine Einlegesohle für den Schuh) oder die Lamellentechnik (kein Abdunklungszauber) sind, denen ist der Kurs strengstens angeraten!

Andreas baute auch im Theorieteil immer wieder eine riesige Spannung auf, so dass ganz Ungeduldige dann fast zu platzen drohten. Unser Kurs bestand aus sieben Pfadfindern und weiteren drei Externen, die auch gern im Wald umherschweifen und neue Projekte suchten…

Abenteuerlich war schon die Anreise, es gab die Autofraktion und die Fahrradfraktion, von Thyrow nach Trebbin und weiter zur Waldschänke, später dann in den Wald hinter Kliestow. Am Ende war nicht mehr klar, ob das Fahrradfahren anstrengender war oder das Sägen mit der ca. fünf Kilo schweren Kettensäge.

Im Wald fällten wir Steinpilze mit dem Messer, allesamt madig und drei Kiefern, allesamt vom Borkenkäfer befallen. Aber vorher mussten wir Eins werden mit der Säge, die tatsächlich ein Eigenleben hatte und Karmapunkte vergab, bei einigen Kursteilnehmer*innen sprang sie sofort an, bei anderen erst später, viel viel später. Namen werden nicht geannt, die Teilnehmer*innen wissen noch, wer beinahe aufgegeben hätte ;-).

Eine größere umgestürzte Birke wurde für den Kamin vorbereitet und auch die drei Kiefern zu handlichen Stücken gesägt. Wir wandten die Regelfälltechnik an, in der in ca. ein Dutzend Schritten der Baum am Ende am Boden liegt, vorzugsweise genau an dem Ort, der vorher per Baumansprache, Abstimmung innerhalb der Gruppe und nach Inbezugnahme von Wind und Schwerkraft festgelegt wurde. Auch das geliebte Tree-Hugging kam nicht zu kurz, alle hatten sich im Forst mindestens einem Baum umarmend genähert…

Insgesamt hatten wir zusammen fünf Sägen zur Verfügung, verschiedene Ketten und Fabrikate und sogar eine kleine Akkusäge, die aber zumindest für das Entasten sehr geeignet war!

In der Schnittschutzausrüstung, der PSA (pers. Schutzausrüstung), wurde es dann irgendwann schön mollig, gut dass der Kurs an einem eher kühlen Herbsstag stattfand.

Etwas zu kurz kam im Praxisteil die wichtige Pflege der Motorsäge, das Pfeilen der Kette und natürlich hätte gern jede*r einen Baum gefällt, allerdings war der Kurs ja eigentlich auch für liegendes Holz entwickelt worden!

Am Ende musste sogar noch Erste-Hilfe geleistet werden. Sina, die einzige Frau in der Gruppe, hatte sich die eigene Motorsäge in die Kniekehle gerammt, Hose futsch und Haut aufgeratscht. Zum Glück lief die Säge zwar, aber die war Kette gebremst, die natürlich auch so recht scharf war (Kette läuft mit bis zu 80 km/h!!!). Ihr fragt euch, warum die Hose nicht geschützt hat? Der Schnittschutz ist bei vielen Modellen nur vorn im Arbeitsbereich eingearbeitet, besser ist es, wenn dieser umlaufend in der Hose integriert ist! Das ist allerdings sehr warm und natürlich teurer!

So ist uns allen noch einmal sehr bewusst geworden, dass das Führen einer Säge mit der Leistung eines Mopeds, wirklich Erfahrung und mindestens einen Kurs voraussetzt!

Ein Tipp noch am Ende: die Schnittschutzhosen und -jacken nach dem Waschen nie, niemals, also wirklich nie schleudern!

Danke an Andreas Schwalbach, der diesen und 1000 weitere Tipps für uns hatte und auch aus dem Nähkästchen plauderte, aber der Autor hat hierüber Stillschweigen versprochen ;-)…

Fotos: Roland Schirmer

Fotos: JVB

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