Zwei schöne Methoden für die Gruppenstundenarbeit – gefunden im Blog des VCP unter – https://www.vcp.de/pfadfinden/position-beziehen-zivilcourage-zeigen/. Aufgeschrieben von Josefin Schröder.
Ziel: Pfadfinder*innen, Ranger und Rover entwickeln Strategien, die sie gegen rechtsextreme und rechtspopulistische Äußerungen und Handlungen einsetzen können und probieren sie im Rollenspiel aus (dieser Vorschlag kann für beide Stufen gleichermaßen durchgeführt werden).
Vorbereitung: Die Gruppenstunde kann auch mit einer stark variierenden Gruppengröße durchgeführt werden, eine Anmeldung ist nicht notwendig. Dieser Vorschlag wird in einer (Gruppen-) Videokonferenz mit einem entsprechenden Programm durchgeführt. Falls ein Ergebnisplakat erstellt werden soll, bietet sich das Tool „Padlet“ an, mit dem kostenlos bis zu 5 digitale Pinnwände unkompliziert über einen geteilten Link erstellt werden können.
1. Übung „Kugellager“ (15 Min.)
Die Gruppenleitung öffnet Gruppenräume mit möglichst zwei Teilnehmer*innen mit zufälliger Zuordnung.
Die Teilnehmer*innen sollen sich zwei Minuten lang mit ihrem Gegenüber über die Statements austauschen, die die Gruppenleitung in den für alle sichtbaren Chat schreibt (beachtet die Verzögerung beim Öffnen der Gruppenräume). Je nach verwendetem Konferenz-Programm werden nun zufällig neue Pärchengruppenräume gebildet, ein neues Statement wird zu zweit diskutiert. Da die Programme erfahrungsgemäß lange laden, ist für maximal 4-5 Wiederholungen Zeit.
Beispiele für Statements:
- Es ist wichtig anderen zu helfen, denen es schlecht geht.
- Was ist Zivilcourage für mich?
- Zum Glück ist Deutschland multikulti.
- Wenn ich in Not bin, möchte ich, dass mir geholfen wird.
- Unterschiedliche kulturelle Einflüsse machen das Leben in Deutschland spannend.
- Bunt statt braun! Was heißt das für mich …?
- Ich habe Freunde mit Migrationshintergrund.
- Was kann ich tun, um Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren?
- Deutschland kann auf lange Sicht von den geflüchteten Personen profitieren.
2. Übung: Zivilcourage zeigen* (60 Min.)
*Aus: Hessischer Landesjugendring e. V. (2009). Juleica-Baustein: Rechtsextremismus. Wiesbaden. S. 33
Die Teilnehmer*innen werden in Kleingruppen(-Räume) mit jeweils mindestens drei Personen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält ein Szenario (Szenariokarten) und wird aufgefordert, sich zu überlegen, wie sie in dieser Situation reagieren würden. Die Teilnehmer*innen sollen dabei konkrete Argumente und Handlungsstrategien zur jeweiligen Situation vorbereiten. Die Gruppenleitung kann dabei je nach Teilnehmer*innenanzahl für den digitalen Raum geeignetere Situationsbeispiele wählen (z.B. 6.,4.,1.).
Mit den Szenarien erhalten die Teilnehmer*innen von der Gruppenleitung folgende Aufgabenstellungen:
1. Aufgabe: Wie würdet ihr euch in der jeweiligen Situation verhalten? Überlegt euch konkrete Argumente und Handlungsstrategien. Was könnten förderliche Verhaltensweisen sein? Bereitet eure Szene so vor, dass ihr sie als Rollenspiel später vor der Gruppe präsentieren könnt.
Nach der Vorstellung jeder Szene erfolgt eine kurze Auswertung der Rollenspiele. Reflektiert und diskutiert die unterschiedlichen Rollen und Ergebnisse.
Hilfreiche Fragen können dabei folgende sein:
- Wie erging es den Couragierten?
- Welche Strategien und Argumente hattet ihr euch zurechtgelegt?
- Haben sie funktioniert, wie ihr es euch vorgestellt habt? Welche Probleme sind aufgetreten?
- Wie erging es den Personen, denen widersprochen wurde?
- Gibt es für die Situationen noch weitere Handlungsstrategien und alternative Argumente?
2. Aufgabe: Haltet im Plenum die Ergebnisse auf einem oder mehreren Plakaten, bzw. einem digitalen Padlet (kostenlos) fest. Was erscheint euch als wichtig und hilfreich um Paroli zu bieten und Zivilcourage zu zeigen? Sammelt förderliche Verhaltensweisen, Strategien und Argumentationsansätze.
3. Abschlussdiskussion
In der Abschlussdiskussion sollte die Gruppenleitung nochmals darauf hinweisen, dass es keine Musterlösung für die einzelnen Szenen gibt. Jede Situation ist anders. Die erarbeiteten Plakate sollen eine Unterstützung und Anregung sein, Position zu beziehen und eine erste Hilfestellung in Not- und Konfliktsituationen darstellen. Des Weiteren sollte auch auf folgende Punkte eingegangen werden: Es gibt Situationen, in denen Diskutieren nicht unbedingt angebracht ist. Beispielsweise, wenn offene Aggressionen und Gewalt angedroht oder ausgeübt werden Bei der Diskussion können dementsprechend bei Bedarf die allgemeinen Verhaltensregeln bezüglich Zivilcourage besprochen werden. Diese lauten wie folgt:
Allgemeine Regeln für Zivilcourage:
Sich selbst schützen – bei offener Gewalt musst du dich nicht
selbst in Gefahr bringen. Versuche die Situation einzuschätzen
(Fragen an dich selbst: Bin ich der Situation gewachsen? Welche
Möglichkeiten habe ich? Wer kann mich unterstützen? Was ist
von der Täter*in zu erwarten?)
Nicht alleine handeln – Hole dir Hilfe und Unterstützung. Sprich
dabei umstehende Menschen direkt an. »Sie dort drüben mit
dem grünen Mantel. Bitte helfen Sie mir/rufen Sie die Polizei/
wenden sich an die Busfahrerin«
Das Opfer aus der Situation befreien – Sprich auch das Opfer
direkt an und biete ihm/ihr deine Hilfe /Begleitung an. »Entschuldigen
Sie, möchten Sie sich vielleicht zu mir setzen?/ Wollen Sie
mit mir gemeinsam an der nächsten Haltestelle aussteigen?«
Nicht mit den Täter*innen diskutieren – in manchen Situationen,
besonders wenn sie stark mit Aggressionen aufgeladen sind
oder konkrete Gewaltandrohungen erfolgen, ist es ratsam keine
offene Konfrontation mit den Täter*innen zu suchen (Selbstschutz!).
Es ist also nicht ratsam, die Täter*innen ebenfalls aggressiv
zum Aufhören zu bewegen. Das kann dazu führen, dass
du als neue*r Gegner*in gesehen wirst und von den Täter*innen
ebenfalls angegangen wirst. Falls du dich dazu entscheiden solltest,
direkt zu kommunizieren, bleibe ruhig und höflich, sprich
deutlich und sieze die Täter*innen.
Notruf absetzen – du kannst sowohl die Polizei anrufen, das Personal
informieren (Busfahrer*innen, Schaffner*innen etc.) oder
sogar die Notbremse ziehen (bei offener Gewaltanwendung liegt
definitiv eine Notsituation vor).
Als Zeug*in aussagen – wenn du in der Notsituation, aus welchen
Gründen auch immer, nicht aktiv werden konntest, hast
du immer noch die Möglichkeit als Zeug*in auszusagen und dadurch
Zivilcourage zu zeigen.